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Back to Basic

Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass mir außerhalb von meinem Zuhause weder der Tee, der Kaffee oder die Cocktails schmecken. Ich bin anspruchsvoll geworden. Ich setze einen gewissen Standard voraus und ärgere mich sehr darüber. Ich kenne noch die Zeit, wo man nach schwarzem Tee gefragt hat und es keine Auswahl gegeben hat. Es wurde nicht gefragt ob Assam, Darjeeling, first oder second Flush. Beim Gin Tonic gab es auch keine Nachfrage, welcher Gin und welches Tonic und wenn man einen Kaffee bestellt hat, kam höchstens die Frage, Kännchen oder Tasse und keine Rezitation aller Variationen und Anbaugebiete.
Vieles ist natürlich schon besser geworden durch die Wahlmöglichkeiten, aber manches auch eben nicht. Ich finde die Gastronomen sollten sich alle einmal damit auseinandersetzen und eine größere Vorauswahl treffen.

Außerdem macht mich die Kennerschaft in einem Gebiet zum Nerd. Ich kann darüber philosophieren, gebe mehr Geld für dieses Produkt aus und die Chance enttäuscht zu werden ist deutlich höher wie vor ein paar Jahren. Was mich am meisten daran stört, ist dieses Abgehobene. Einen ehrlichen Filterkaffee nicht mehr richtig schätzen zu können oder bei einem Tee aus dem Teebeutel die Nase zu rümpfen ist gar nicht meine Art. Ich möchte zurück zu dem Punkt, wo ich losen Tee, Bio Fairtrade Espresso und andere Produkte als etwas Besonderes gesehen habe und nicht als meine normale wohl.

Meiner Meinung nach ist das ein Luxusproblem unserer Zeit. Es war früher einfacher, weil die Entscheidungsmöglichkeiten geringer waren und exklusive Güter einer elitären Schicht vorbehalten. Außerdem wollen sich viele Anbieter durch die Positionierung im Premiumsektor abheben und der Vergleichbarkeit entziehen.

Die Teekampagne ist ein gutes Beispiel dafür, wie man einen Kompromiss für alle Seiten finden kann. Es wird primär eine Sorte Tee importiert und durch die hohe Absatzmenge ein guter Preis erzielt, den sich viele Leisten können. So gewinnen am Ende alle.

Deswegen geht es bei mir wieder zurück zum eigenen Maß. Meine Kaffee Phase neigt sich etwas dem Ende und ich werde im Februar dazu übergehen wieder mehr Tee zu trinken. Dazu kommen dann noch grüne Smoothies aber das ist ein anderes Thema. Ich bin gespannt, ob ihr meinen Gedankengang nachvollziehen könnt und euch dieses Thema auch schon einmal untergekommen ist. Was ich aber noch klarstellen möchte, ist, dass es nicht darum geht, ein Konventionelles, anstelle eines Bio Produktes zu nehmen, sondern ein einfaches anstelle eines besonderen. Wer jeden Tag nur wie ein König isst, der weiß die Hausmannskost irgendwann nicht mehr zu schätzen. Deswegen zurück zu den Basics.

17 Kommentare

  1. Anna_K

    Ich habe ähnliche Gedanken, wobei es da eher um die Preise geht. Bio, exklusiv usw ist schön und gut, aber es darf nicht sein, dass man sich diese Produkte leisten können muss. Oder eben die breite Auswahl, die am Ende niemandem wirklich nützt. Wie war das mit den Konfitüren? Je breiter die Auswahl, desto weniger wird gekauft, oder? Und dann eher die üblichen Aromen wie Erdbeer oder Quitte.

    Manchmal stehe ich im Supermarkt und habe Mühe ein simples Naturjoghurt zu finden. Bio ok, meinetwegen auch regional, aber muss es hinter dem aus den Bergen versteckt werden?

  2. Ehrlich gestanden kann ich deine Gedanken nicht ganz nachvollziehen: Was ist „basic“ für dich?
    Ich glaube aber, dass mich das alles nicht nervt, weil ich kein Anspruchdenken dabei habe und weil es hier eine gute Auswahl an Lokalen gibt, in denen ich gute Qualität bekomme.
    Dass ich momentan aus gesundheitlichen Gründen aus Koffein verzichte, macht es auch leichter. Ist aber erst seit ganz kurzem so.
    Das einzige, was mich seit Jahren stört, ist das „schlechte“ Servieren vom Tee im Café. Die Ziehzeiten werden nicht beachtet. Schwarztee habe ich daher auswärts gemieden, aber selbst das stört mich irgendwie nicht, es gibt ja noch genug Alternativen.

    Ich finde Bio bei Tee und Kaffee übrigens total wichtig, weil beim Anbau nicht so viele Pestizide verwendet werden, die Pflücker daher weniger belastet werden und auch in der Tee/Kaffeetasse selbst weniger Rückstände sind. Was da alles für Gifte verwendet werden, igitt.
    Bei Biotee und Biokaffee halten sich die Preisunterschiede in Grenzen, vor allem wenn man in Maßen konsumiert.
    Auf grüne Smoothies bin ich gespannt!
    lg Nanne

    • Ich habe ja unten auch im Artikel geschrieben das Nachhaltigkeit wichtig ist. Mir geht es darum, dass man vielleicht den einfachen tee irgendwann nicht mehr schätzen kann weil irgendwann der First Flush Garten steintal flugtee Bio der Standart ist. Oder die Schweizer Schokolade für 4 Euro die Tafel im Vergleich zur einfacheren. Man sollte diese Dinge immer noch als Luxus empfinden. Vielleicht wird es dadurch etwas klarer. Lg Michael

  3. barbara

    Ich kann deine Gedankengänge gut nachvollziehen.

    Ich mag keinen Kaffee (und kenn mich daher überhaupt nicht damit aus) aber ich weiß noch, dass meine Eltern früher, als ich klein war, im Cafe einfach einen Kaffee bestellt haben oder es bei Feiern lediglich die Wahl zwischen Kaffee mit und ohne Koffein (für die Senioren 🙂 ) gab. Wenn ich mir jetzt im Cafe spaßeshalber die Liste mit Heißgetränken ansehe, frage ich mich, wo denn der stinknormale Kaffee steht bzw. wie er denn jetzt genannt wird? Wenn ich mir das so genauer überlege, bin ich ganz froh, dass mir Kaffee nicht schmeckt und ich mich mit dieser riesigen Auswahl nicht auseinandersetzen muss.

    Ich bin Teetrinkerin. Und ich habe kein Problem Beuteltee zu trinken, weil er im Büro und zum Frühstück praktischer ist. Allerdings schmeckt mir loser Tee mehr, denn gibts dann halt sonst. Wenn man mal den Vergleich zwischen loser Minze und guter(!!) Beutelminze macht, merkt man schon einen Unterschied.
    Aber wie gesagt, ich mag auch Beuteltee, da er in manchen Situationen einfach praktischer ist.

  4. Ich mach mir nix aus Essen. Deshalb mag ich den ganzen Fresshype nicht. Wenn mir jemand 10 min einen Kaffee zubereitet bin ich schon innerlich genervt. Ein einfacher Kaffee hätte gereicht. Ich will mich also auch nicht zum Kochen treffen, 3 Gänge oder was auch immer. Aus so Sachen muss ich mich immer ausklinken. Pizza bestellen reicht mir. Bzw. gar nix essen. Essen kann ich zuhause alleine.

    Die Anspruchshaltung mag ich besonders bei Anderen nicht. Es gibt zufällig Eis bei mir. Schnell, weil wir kein Eisfach haben. Und schon muss ich mir anhören, welche Sorten es ja noch gibt und dass das da nicht das Neueste, Beste, Tollste ist. Sorry, aber ich bin da echt immer baff. So was käme mir gar nicht in den Sinn. Schon im Denken nicht. Ich bin einfach zufrieden mit dem, was ich kriege. Bzw. wünsche es mir viel einfacher. Basics sind mir wichtig. Ich koche jetzt ganz oft aus 2 Zutaten. Nicht mehr aus 5. Es soll noch einfacher werden. Der ganze Lifestyle ist mir egal. Ist eh nur Kommerz. Schönes Thema.

    • Martin

      Liebe Tanja
      «Ist eh nur Kommerz» greift zu kurz. Und ob dir der Lifestyle wirklich so egal ist, wage ich zu bezweifeln.
      Mir ist jetzt dein Beitrag sehr aufgestossen, denn er wirkt sehr herablassend. Wenn du mit einer «bestellten Pizza» zufrieden bist (möglichst billig vom Schnell-Schnell-Service, der Billiglöhne zahlt), dann ist das deine Sache. Du nimmt einfach was du kriegen kannst – womöglich egal woher es kommt? Ich würde es hinterfragen. Und wenn du schon eine Breitseite auf Kommerz und Lifestyle abschiesst, dann verweise ich gerne auf deine eigene verlinkte Website wo du Werbung machst für deine Hilfe beim Marken-PR.
      Tut mir leid Tanja, aber ich lese oft in deinen Kommentaren und sie überzeugen mich in keinerlei Weise.
      Martin

    • Beate

      Liebe Tanja es könnte auch Wertschätzung dir gegenüber sein, wenn sich jemand 10 Minuten Zeit nimmt um dir einen Kaffee zuzubereiten. Leider scheinst du in die gleiche Anspruchshaltung zu verfallen, die du anderen vorwirfst. Ich kenne dich nicht und vielleicht hast du wirklich nur ungeschickt formuliert. Ich wünsch dir jedenfalls etwas mehr Dankbarkeit und die damit verbundene Lebensfreude.

  5. Viele Lebensbereiche werden ja über längere Zeit immer komplizierter. Der Weg zurück zur Grundlage vollzieht sich dann manchmal schrittweise: wir sind absolute Kaffee-Trinker. Eines Tages haben wir dann den High-Tech-Vollautomaten ersetzt durch eine elektrische Mühle plus klassische Handhebelmaschine: weniger Maschinen, weniger Teile, einfach zu reinigen.
    Und im zweiten Schritt haben wir die beiden dann ersetzt durch eine manuelle Mühle und eine French Press.
    Am nächsten Schritt, der Umstellung auf gemahlenen Kaffee statt Bohnen, „hängen“ wir noch. (Und der letzte Schritt wäre dann der komplette Verzicht auf Kaffee, aber … :-).)

  6. Vivian

    Ich denke auch dass man einerseitz seine alltäglichen Ansprüche nicht zu hoch schrauben sollte. Andererseits ist mir der Einheitsbrei, der so in den gängigen Restaurants serviert wird (in der Regel Convenience) zuwieder.
    Ich liebe gute authentische Küche und mache mir lieber zu Hause nen Brokkoli mit Spiegelei, als in ein Standtartrestaurant zu gehen.
    Ich halte es auch lieber so: zu Hause einfach und wenn ich essen gehe, dann soll es lieber etwas besonderes sein. Zu Hause reicht mir z.B. ein guter Filterkaffee oder ein Mokka aus dem Espressokocher, da muss bei mir nicht die 2000€ teure italienische Maschine stehen. Den Cappucino daraus trinke ich dann auswärts.

  7. Alex

    Ich habe nur etwas kurzes loszuwerden 😀
    Filterkaffee, mit dem kleinen Aufsatz den man auf die Tasse setzt, und heißes Wasser hineinfüllt, JA, genau das ist MEIN Lieblingskaffee! Günstig. einfach. ehrlich lecker.
    Ich brauch keinen Kapselkaffeeautomaten, oder gar einen Vollkaffeeautomaten. Solchen Kaffee genieße ich, wenn ich mich mal mit jemandem zum Kaffee trinken verabrede oder ich die Gelegenheit mal bekomme. So bleibt es etwas besonderes 🙂

  8. Dein Beitrag ist ein schönes Beispiel dafür, wie verschieden man die Welt sehen kann, wenn man sich weiterentwickelt. Wer zuvor kaum Wert auf hochwertiges Essen, seine Herkunft und faire/umweltgerechte Herstellung gelegt hat, für den man der Schritt hin zu mehr Bio und hochwertigen Produkten der nahe liegendste sein. Ebenso nachvollziehbar finde ich aber deinen Entschluss, dich wieder mehr auf das einfache zu besinnen. Aber muss beides einander ausschließen? Kann man nicht bewusst hochwertige mit ganz einfachen Dingen kombinieren? Für mich ist beim Thema Essen am wichtigsten, dass ich nicht mehr kaufe, als ich verbrauchen kann und möglichst unverarbeitete Lebensmittel in meiner Küche landen. Alles andere wird bestimmt durch Appetit, Tagesform, Einkaufsmöglichkeiten und Geldbeutel. Essen soll Spaß machen, gut tun, gesellig sein. Alles andere ist eine Frage dessen, wo ich in meiner Entwicklung gerade stehe – bei mir ist es zurzeit noch der Wunsch nach weniger, aber dafür hochwertigeren Lebensmitteln. Das hält mich aber nicht davon ab, auch mal was in jeder Hinsicht Einfaches auf den Tisch zu stellen.

  9. Hallo Michael,

    ich verstehe sehr gut, was du meinst!

    Mir ist gutes Essen sehr wichtig, aber das muss ja nicht heißen, dass es deshalb nicht auch einfach sein kann. Ich koche nicht jeden Tag selbst, sondern esse sehr viel Rohkost. Aber wenn ich dann koche, ist es etwas Besonders, auch wenn das Gericht an sich nicht teuer ist. Es geht um das Gefühl, Kochen hat für mich etwas Meditatives. Und natürlich um den Geschmack. Ich treffe mich auch gern zum Kochen, weil ich es als schönere Art, Zeit miteinander zu verbringen, sehe, als sich in einer Gaststätte zu treffen.

    Lieber Gruß,
    Philipp

  10. Roger

    Hallo Micheal

    Danke zuerst mal für deine Arbeit in diesem Blog und bei Minimalismus-Podcast.

    Auf den Gedanken bin ich auch schon gekommen im Zusammenhang mit den Büchern von Rolf Dobelli, die Kunst des klaren Denken und die Kunst des klugen Handelns und einer Aussage in der Serie Elementary von Sherlock Holmes, der von der Fetischisierung des Essens sprach. Viele leben nach dem Motto „nur das Beste ist gut genug“. Allerdings können wir Stunden um Stunden damit verbringen immer was noch besser zu suchen, weil es so viel gibt. Daher schreibt Dobelli, dass es heute besser ist nach dem Motto zu entscheiden: „Gut genug ist das Beste!“ Übrigens hat Dobelli auf seine Homepage unter No News einen super Artikel zum Thema News-Konsum den eingien Minimalismus-Fans sicher auch gefallen könnte.

    Liebe Grüsse Aus der Schweiz

    Roger

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