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Minimalismus und Reisen

Viele Minimalisten packt das Fernweh. Sie haben Ihre Wohnung auf ein Minimum reduziert und haben so, die Freiheit gewonnen schnell ihre Zelte abzubrechen und an einen anderen Ort zu reisen. Für mich selbst stellt sich diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt nicht, mich hat weder das Fernweh gepackt noch plane ich kurzfristig umzuziehen. Trotzdem ist es ein gutes Gefühl für diesen Moment vorbereitet zu sein.

Es ist nicht so, dass ich eine gepackte Notfallreisetasche unter meinem Bett stehen habe, dafür wäre dort auch gar kein Platz, aber es könnte jederzeit losgehen. Ich hafte nicht mehr an vielem, was in meiner Wohnung steht. Wichtig wären mir ein paar Unterlagen, mein Laptop, ein bisschen Kleidung und eine finanzielle Reserve, dass wenn etwas schief laufen sollte, ich auf jeden Fall ohne Probleme wieder zurück kommen kann.

Allein schon diese Möglichkeit gibt mir ein Gefühl von Freiheit und Flexibilität, welches ich mir vor 2 Jahren nicht hätte träumen lassen. Ich habe mich schon mit einigen Minimalisten darüber unterhalten, wie es ist unterwegs und unabhängig zu sein. Der eine reiste nach Indien und der andere reduziert seinen Besitz so weit, dass abgesehen von Möbeln, alles in 4 Kisten passt.

Ich habe vor Kurzem für einen 1-wöchigen Trip gepackt und habe mich darüber gefreut, das relativ wenig im Kleiderschrank zurück geblieben ist.Die Kleiderschrank Aufräumaktionen haben Ihre Wirkung nicht verfehlt. So kann ich ruhigen Gewissens blind in den Schrank greifen, mit genug Teile für die Reise nehmen und muss nicht mehr überlegen, ob ich dieses Teil auch wirklich tragen möchte. Wenn nur noch das bleibt, was man wirklich mag, erübrigt sich das selektieren.

Vielleicht würde ich auch mehr reisen, wenn sich die Möglichkeit ergeben würde, mit Freunden zu verreisen, ich finde die neuen Fernbusse eine gute Möglichkeit für kleines Geld auch mal einen Wochenendtrip in eine andere Stadt zu unternehmen, um neue Dinge kennenzulernen.

Vielleicht wollt Ihr mir in euren Kommentaren etwas darüber erzählen, wo Ihr Urlaub gemacht hat und welche nachhaltige oder kurzfristige Bereicherung ihr dadurch erfahren habt. Überzeugt mich von eurem Fernweh!

11 Kommentare

  1. Hach ja das Fernweh … ein wunder Punkt bei mir.
    Ich habe es eigentlich immer. Nachdem ich als Mittelstufenschüler und Azubi kein Geld hatte und danch bis 2009 garnicht mehr gereist bin, hat es mich nach einem Urlaub in Dänemark wieder gepackt. Und zwar ziemlich hefitg. Erst hatte ich kein Geld, dann keine Mitreisenden und irgendwie kein Verlangen. Aber Traumziele gab es schon. Ein paar davon habe ich mittlerweile auch gesehen.
    Mittlerweile gibt es im Wechsel jedes Jahr einen kleinen oder einen großen Urlaub. Dazu manchmal noch Städtetripps und Besuche bei Verwandten und Freunden in ganz Deutschland. Mittlerweile brauche ich das Reisen. Der Alltag holt einen schnell genug wieder ein. Aber die schönen Landschaften und neues Wissen sind es mit wert.
    Ich bin eher ein Kultururlauber, als Spaßurlauber und 14 Tage Sonne, Strand und Meer all incl sind nichts für mich. Ich muss wandern und kulturelle Orte bestaunen können 🙂
    Ich habe zwar nicht sooo viel reduziert, dass ich meinen Kleiderschrank leer habe, wenn ich einen Koffer packe oder meine Möbel in einen Bulli unterbringen kann, aber ich habe dennoch die Möglichkeit sofor aufzubrechen und wieder zurück zu können.
    Das ist ein tolles Gefühl so abgesichert zu sein und sich nicht mehr an Menschen und Gegenstände zu binden. Und sollte sich eine Gelegenheit bieten wirklich lange zu reisen, würde ich sie wahrnehmen.

    LG
    Miss Coolblue

  2. Wir kommen auch gerade (na ja, vor anderthalb Wochen) aus dem Urlaub. Und ich glaube, ich habe für eine Woche Urlaub noch nie so wenig gepackt wie dieses Mal. Klar, als Familie gibt’s so große Sachen, die man aus komforttechnischen Gründen gerne dabei hat. Aber nicht muss. Das Wissen, dass ich ebenfalls nur in den Kleiderschrank greifen muss – blind – und weiß, ich mag das anziehen, finde ich enorm erleichternd und einfach schön!

    Freunde von uns sind gerade auf Tour. Für neun Monate. Zu fünft. Das lässt mir gerade ganz ehrlich keine Ruhe und hinterlässt auch bei mir ein wenig Fernweh… Mal schauen, was die kommenden Wochen und Monate so bringen.

  3. Martin

    Früher hat mich das Fernweh öfter gepackt als heute. Aber nachdem ich vor ein paar Jahren gemerkt habe, dass ich die „Traumdestination“ bereits gemacht habe, stellt sich mir dieses Gefühl gar nicht mehr so ein.
    Ein paar Tage weg, das ist schön. Eine kleine Tasche, das Nötigste rein und ab in den Zug – soweit das mit Familie geht. Oft reicht mir schon 1 bis 2 Tage und dann fahr ich gern wieder zurück nach Hause. Meist bin ich auch nach den Ferien enttäuscht. Die Vorfreude war grösser, als das was man antrifft. Das Hotel und Zimmer sieht nie so schön aus wie auf der Website, das Essen schmeckt auch selten so wie man es wollte, die stundenlange Reiserei mit Bus, Zug oder Flugzeug stresst …
    Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass die lieben Mitmenschen das Gefühl haben, reisen zu „müssen“. Müssen, weil es alle machen, weil es doch so cool ist, man damit recht gut angeben kann. Wer nicht reist, nicht im Sommer nach Australien, im Winter in die Skiferien, im Frühjahr ans Meer … der ist – so haben viele das Gefühl – ein Loser.

    Was ich irgendwann mal machen möchte ist eine richtig lange Fussreise. Von mir zuhause quer durch ganz Deutschland – vom Süden bis ganz in den Norden. Nur mit 5-6 Kilo Gepäck und unendlich viel Zeit. Vielleicht, irgendwann …

    • Hallo Martin,
      die Pflicht in seinem Urlaub zu Reisen holt mich auch immer wieder ein. Ein Kopfschütteln von Kollegen oder Freunden, wie man denn „Urlaub“ zu Hause machen kann. Der Erholungswert sei ungleich kleiner, als auf einer Reise.
      Ich würde dir aber Raten, wenn du diese Tour durch Deutschland machen willst. Plane Sie dieses Jahr und setzte Sie nächstes Jahr um. Und überprüfe vorher, ob Sie wirklich ein Herzenswunsch ist oder eine „nette Idee“. Ich sehe immer bei so vielen Menschen dieses wenn, dann Phänomen. Wenn ich in Rente bin, wenn ich 10 kg leichter bin, wenn die Kinder aus dem Haus sind, wenn schönes Wetter ist.
      Es kann so viel passieren, dass wir vielleicht irgendwann nicht mehr die Möglichkeit haben in diesem Umfang einen unserer Träume wahr zu machen.

      Danke für Deine regelmäßigen Kommentare

      • Martin

        Hallo Michael
        Lange ist es her mit diesem Beitrag hier. Aber ich bin dir sehr dankbar, für deinen Hinweis, ob ich die Reise wirklich machen will. Jahrelang trug ich den Gedanken des Fussmarsches durch Deutschland nach Kopenhagen in mir. Ich habe mir viele Gedanken gemacht und möglichst tief in mich hinein gehört. Nein, ich mache die Reise nicht. Vermutlich habe ich mich über die Jahre so an diesen Wunsch gewöhnt, dass er fest mit mir verbunden war. Dein Hinterfragen hat mich selbst ins Hinterfragen gebracht. Und: Nö, ich muss nicht und eigentlich will ich auch gar nicht mehr. Danke Michael für deinen Anstoss.
        Martin

  4. Früher kam ich mir immer irgendwie blöd vor, weil ich nie arbeitete um Urlaub zu haben, sondern arbeite, weil ich Spaß am Job habe. Ich finde Verreisen und „Urlaub machen“ (im Sinne eines Pauschalurlaubes) mittlerweile ziemlich überbewertet. „Urlaub machen“ ist für mich kein Statussymbol.
    Denn wo soll ich denn noch hin? Ich habe Länder zur Auswahl in denen Krieg herrscht, in den anderen gibt es zu viel Smog, Tierquälerei und eine versaute Natur sowie menschenverachtende Politik und der Rest der Länder, die noch übrig bleiben, ist entweder total verarmt oder so stinkreich, dass es überall gleich aussieht. Das ist doch traurig. Ich will nicht in ein Land fahren, wo ich mir ein anderes Elend als hier ansehen muss.
    Es heißt immer „Nichts bildet so sehr wie das Reisen“ – aber ist es nicht so: ich mache in der Türkei Urlaub am Strand und kenne meinen türkischen Nachbarn nicht. Ich gehe Thailändisch essen und weiß nicht mal, was ich da esse. Ich könnte aber auch mal mit dem Koch plaudern und es in Erfahrung bringen.
    Wie gut kennt man sich eigentlich vor der eigenen Haustür aus? Die meisten Hamburger die ich kenne tönen immer gerne von ihren Reisen nach Afrika oder Asien herum, waren aber noch nie in einem Stadtteil, in dem sie nichts zu tun haben oder keine Freunde haben. 🙁

    Was ist „Urlaub“ eigentlich? Es ist eine kurze Phase des Anders-machens, des Anders-seins. Ich lege Gewohnheiten ab und lasse Dinge los, die mir im Alltag immer unentbehrlich erscheinen. Ich werfe Ballast ab und erhole mich, weil ich mich von nichts ablenken lasse. Ich tue, was mir gefällt. Wenn ich sowas aber immer habe, muss ich das Land nicht wechseln oder nur für den jährlichen Pauschalurlaub arbeiten.
    Der Trick ist, den Urlaub in den Alltag zu holen.

    Also nein, sorry – ich kann dich nicht von Fernweh überzeugen ;D wünsche dir aber trotzdem einen schönen Urlaub und vor allem auch Neugier für deine Nachbarschaft 🙂

    • Danke für Deinen Standpunkt. Vielleicht ist das ja auch einer der Gründe, warum mich das Reisefiber nicht packt. Dein Fazit, den Urlaub in den Alltag zu holen, können sich denke ich viele auf die Fahne schreiben.
      Ich konnte noch nie nachvollziehen, warum viele Menschen einen Kredit für das Reisen aufgenommen haben.
      Ich habe letztes Jahr auch ganz bewusst Urlaub in meiner Heimatstadt gemacht, mir 3 Museen angesehnen, die ich noch nicht kannte und Dinge gemacht, die eher als TouristenTour ausgeschrieben sind.

  5. Nikuscha

    Diese Einstellung, ein Mal im Jahr Pauschalurlaub zu machen und die typischen Reiseziele am Mittelmeer abklappern, weil man nunmal „am Strand“ viel besser entspannen könne, kann ich auch nicht wirklich teilen. Doch den sozialen Druck, der dahinter steht, kann ich gut nachvollziehen.
    Ich befinde mich als Studentin vielleich in einer anderen Position, weil die meisten, mit denen ich rede, längere Kulturreisen planen, durch Europa trampen, oder auch gerne Städtereisen unternehmen. Ich bin von solchen Gesprächen geprägt und obwohl ich mich nach anderen Ländern, Eindrücken und Menschen sehne, fliege ich nicht mal schnell für 10 Tage nach Thailand. Das nächste Mal „Auslandsreise“ wird ein 6-monatiges Praktikumssemester sein. Entspannen kann ich dann wieder, wenn ich Zuhause und in meinem Alltag zurückkomme.
    Wie Frau DD bereits meinte: „Der Trick ist, den Urlaub in den Alltag zu holen.“ Der Minimalismus, der den Alltag „entrümpelt“ trägt sicherlich dazu bei.

    Seit ich studiere, will ich unbedingt jedes Fleckchen meines momentanen Zuhauses kennenlernen und gehe am Liebsten mit dem Fahrrad auf Entdeckungsreise. In meiner Heimatstadt am Bodensee habe ich das auch nie bewusst gemacht, aber wenn ich jetzt zurückfahre, bin ich endlich interessiert und freue mich sehr, wenn ich Altes und Neues (wieder)entdecke.

    Der Wunsch, meine Umgebung unmittelbar wahrzunhemen, gab mir ein neues Lebensgefühl und hat mein Leben ein wenig entschleunigt. Vielleicht habe ich mich aber auch an All inc. Reisen sattge“urlaubt“, als es noch mit 14 mit den Eltern nach Mallorca ging 😉

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