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Zu viel Wollen – Unzufriedenheit hinterfragen

Die letzten Tage kreisen meine Gedanken immer wieder um Dinge, die ich aktuell nicht oder zu wenig mache. Ich würde so gerne in meiner Freizeit verschiedene Ideen weiter nach vorne bringen. Unter anderem will ich endlich mit meinem Buch weiterkommen. Im November beim NaNoWriMo mitmachen, ein erstes eigenes Video für meinen YouTube Kanal aufnehmen. Mir eine Logopädin suchen, um meine Stimme zu schulen und vielleicht mal irgendwann ein Hörbuch einzusprechen, etwas mehr mit Musik zu machen, das heißt mal irgendwo auflegen und natürlich auch gesundheitlich weiterkommen, in der Form, dass ich regelmäßig ins Fitness Studio gehe und Nordic Walking durchziehe.

Das alles will ich natürlich trotz einer 40-Stunden-Woche, einem langen Arbeitsweg und obwohl mir natürlich auch lange und persönliche Treffen mit lieben Menschen am Herzen liegen. Um es kurz zu machen! Das sind absolute Luxusprobleme. Es gibt so viele Menschen, die nicht wissen, wie sie im nächten Monat mit dem nötigsten um die Runden kommen, wie sie ihre Grundbedürfnisse und einen minimalen Luxus decken können, um normal an dieser Gesellschaft teilzunehmen, dass ich schon ein wenig ärgerlich auf meine Wünsche blicke.

Vor einer guten Woche war ich beim Minimalismus Stammtisch in Bonn. Sven hat dort einen buddhistischen Mönch aufgetan, der seit ein paar Jahren in Deutschland lebt, studiert und ein Meditationszentrum gegründet hat.
Wie vielleicht einige von euch wissen, ist das Thema Leiden im Buddhismus sehr zentral. Unser Mönch hat uns, nach dem Glück und Glücksstreben gefragt Folgendes erzählt.

Er übersetzt diesen Begriff Dukkha (siehe Wikipedia) nicht mit Leiden, sondern mit Unzufriedenheit.
Das Kernziel besteht darin, nicht mehr unzufrieden zu sein. Das heißt nicht direkt zufrieden zu sein und schon gar nicht glücklich. Mit dem Glück verhält es sich anders, es kann etwas flüchtiges sein und damit auch nicht so erstrebenswert. Also noch einmal, die Abwesenheit von Unzufriedenheit! Damit hatte er mich!

Heute habe ich dann mit einer guten Freundin gechattet und wir kamen auf folgende Themen, was wir tun möchten, was wir besitzen, was wir an Geld ausgeben und was für ein Luxusproblem das doch alles ist. Danke noch mal an der Stelle für die gute Konversation!

Für mich stehen jetzt ganz klar dadurch Entscheidungen an. Was will ich in nächster Zeit an Prio 1 haben. Das ist ganz klar, Sport und Gesundheit, dann der Blog und das Buch. Alles andere kommt danach und so, wie ich Lust und Zeit habe. Manchmal muss man sich einfach nur hinsetzen und bewusst machen, wie viel man doch besitzt, innerlich und materiell, sowie auch seine Wünsche aktiv hinterfragen. Mit dem Ergebnis und einer klaren bewussten Entscheidung wird es dann deutlich einfacher.

Sich für einen Weg zu entscheiden heißt in dem Zusammenhang dann auch, sich gegen andere zu entscheiden. Das heißt ja nicht, ,dass man mal einen kleinen Umweg gehen kann. Ich versuche mir das Kreative dabei zu bewahren und nicht alles in Stein gemeißelt zu sehen, weil ich mit dem Ansatz, ganz oder gar nicht, auch schon negative Erfahrungen gemacht habe.

 

Wie verhält es sich bei euch, mit euren Wünschen und dem Streben danach.

13 Kommentare

  1. Stephie

    Schöner Artikel mit einem meiner Meinung nach immer wichtiger werdenden Thema. Selektion und Prioritäten setzen wird in unserer schnelllebigen Zeit immer mehr von Bedeutung sein. Auch ich kenne diese ganz oder Gar nicht Mentalität von mir selbst. Das entscheidende um mich solchen Luxusproblemen umzugehen ist es, auf seine innere Stimme zu hören und wahrzunehmen, welche Aktion die drängenste ist. Klar ist das nicht so leicht, aber einen Versuch ist es sicher Wert.

    Liebe Grüße und einen schönen Wochenstart!
    Stephie

    • Danke Stephie,

      da hast du vollkommen Recht. Sich des Ganzen bewusst zu werden und dann zu priorisieren ist nicht einfach, aber wenn der Schritt erledigt ist, wird es danach einfacher.

      Ich wünsch dir auch eine gute Woche

      Liebe Grüße

      Michael

  2. Der Gedanke, dass wir in unserer ewigen Suche nach dem „Glück“ unglücklich sind oder werden, ist mir nicht ganz neu. Und Du hast es in mir wieder geweckt. Die Abwesenheit von Unglück wohlwollend anzunehmen. Auch das ist eine Form von Minimalismus. Weniger mein Streben nach den Glücksgefühlen, die ich immer mal wieder durch 100 % Rohkost erlebe. Und dennoch habe ich im Moment einen – nun sagen wir – emotionalen Unterschwinger. Aber ich bin körperlich fit. Laufe und schwimme. Bin schmerzfrei. Und dankbar. Danke für Deine Worte. 🙂

  3. Schöner Artikel!
    Ich kenne das von mir selber leider zu gut. Es gibt so viele Interessante Dinge da draußen, da fällt es mir oft schwer, mich so zu beschränken, dass es nicht zu viel wird. Für mich war ganz wichtig herauszufinden, was absolute Priorität hat und was Interessen sind, die mir zwar am Herzen liegen, aber vor den ganz wichtigen Dingen zweitrangig sind. Früher ist mir das oft schwer gefallen und ich habe so viele Sachen gleichzeitig gemacht, dass diese einzelnen Sachen, die für sich eigentlich schön sind und Spaß machen sollen, dann doch auch wieder zu Stress wurden. Das kann ich immer besser vermeiden, aber es ist nach wie vor ein Prozess.

    Ganz wichtig ist für mich auch Zeit für mich selbst, die ich einfach gar nicht verplane, sondern einfach nur für mich habe und in der ich spontan schauen kann, wonach mir ist und was mir gerade gut tut. Aus diesem Grund habe ich mich auch von Beginn meines Arbeitsverhältnisses an für eine reduzierte Arbeitszeit entschieden und möchte eventuell bald noch ein paar % runter gehen. Minimalistisch leben hilft mir da sehr, mit meinem Geld trotzdem super zurecht zu kommen und die gewonnene freie Zeit ist für mich einfach unbezahlbar.

    Liebe Grüße,
    Romy

    • Danke Romy für deinen Kommentar,

      toll das du so viele Vorteile des Minimalismus schon für dich gefunden hast und diese auch lebst. Momentan fällt es mir manchmal schwer diese Zeiten, die nur für mich sind zu reservieren oder sie dann, wenn sie gekommen sind mit Leben zu füllen. Aber das werde ich auch noch schaffen!

      Lg und bis bald beim Stammtisch

  4. Hallo Michael,

    Danke für den Artikel. Einiges kommt mir doch sehr bekannt vor. Ich habe immer mehr Ideen und Vorhaben als ich umsetzen kann und musste mir das Prioritäten setzen richtig antrainieren. Da ich Hochsensitiv und auch noch High Sensation Seeker bin, hilft mir die Kombination aus buddhistischer Dharma-Praxis und Minimalismus ungemein.
    Das erste, was ich geändert hatte, war die Verabschiedung aus einer 40-Stunden-Woche plus reichlich Überstunden plus zehn Stunden Arbeitsweg für den Erwerbsjob. Heute sage ich mir, ich bin dafür nicht geeignet und es ist für mich ungesund.
    Übrigens mag ich die Leidens-Übersetzung von dukkha auch nicht. Buddhismus ist das Gegenteil einer Leidens-Religion. Natürlich gibt es Leiden (dukkha-dukkha), aber meistens ist dukkha in der Unbeständigkeit aller Dinge begründet.

    • Danke Dashrad für deinen Kommentar.

      Die Unbeständigkeit der Dinge habe ich immer wieder mal in der Tai Chi Praxis erlebt. Ich wähnte das Zentrum meines Lehrers dort, wo es schon nicht mehr war und viel somit ins leere. Es ist spannend wie viele Erfahrungen egal ob auf Gefühlsebene oder körperlichem Geschick den selben Ursprung zu haben scheinen. Wandel und Kreisläufe ist etwas universelles und ich fange erst langsam an diese Dinge tiefer zu begreifen.

      Alles Gute
      Michael

  5. Ich habe positive Erfahrungen gemacht mit:
    1) Freiraum im Kalender einplanen für spontane Aktionen – täglich! Oder ganzen Tag wöchentlich.
    2) monatliche Überprüfung der Prioritäten

    Ansonsten empfehle ich auch unseren Zeitgenossen-podcast.de 😉
    Da haben wir das Thema Zeit und Zeitwohlstand ausführlich besprochen.

    Viele Grüße
    Eugenia

  6. hallo Michael, mir geistern immer wieder Begriffe wie „Minimalismus für Fortgeschrittene“ oder „die eigentliche Essenz des Minimalismus“ durch den Kopf.
    Es ist eine große Herausforderung im Leben, das jeweils als nächstes Relevante aus der Fülle an Möglichkeiten heraus zu finden. Weglassen, zurück stellen in diesem Bereich: dagegen ist das Minimalisieren von Dingen ein Kinderspiel finde ich. Aber wenn es darum geht, das Wesentliche für sich zu finden, das Mehr im Weniger zu finden, doch lohnenswert.

  7. Das ist jedes Jahr zu dieser Jahreszeit immer wieder ein neues Thema, ich hab für mich eine neue Strategie entwickelt mit der ich noch besser in den Tag starten kann. Anstatt nach dem morgendlichen Ablauf mich gleich an die Arbeit zu setzen, nehme ich mir Morgens gleich min. 1 Stunde Zeit für eine Sache die mir so richtig viel Spaß macht. Ob ne Runde Fahrrad fahren, Lesen worauf ich Lust habe oder einfach nur ein witziges Cartoon schaue. So hab ich den Tag mit einer positiven, unbelasteten Sache gestartet, anstatt mich gleich mit Alltagssorgen zu belasten.

    Wünsche Dir viel Erfolg Deine Ziele zu erreichen und einen tollen Herbst…
    …hier noch einer meiner Lieblingssprüche:
    „Ich freue mich wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem!“
    Liebe Grüße Dirk

    • Danke Dirk,

      ich sollte vielleicht wirklich meine Morgenroutine etwas erweitern. Zu deinem Zitat fällt mir der Dalai Lama ein. Der nicht verstehen kann, das Menschen vom Regen verärgert sind. Weil regen ein natürlicher Zustand ist.

      Liebe Grüße Michael

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