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Das will ich auch haben

Vor Kurzem hat sich ein Arbeitskollege ein iPad gekauft. Und schon war es da, dieses leise Gefühl von Neid. Ich würde eher sagen, es war diese klassische Reaktion, die jeder von uns kennt. “Das möchte ich auch haben!” – sagt das Unterbewusstsein mit leisem Ton. Ich möchte diesem Gefühl heute etwas tiefer auf den Grund gehen. Eigentlich brauche ich dieses Elektro Spielzeug nicht, es kann kaum etwas, was mein Handy und Laptop nicht auch kann. Trotzdem hat es die Umwelt oder genauer die Werbung geschafft mir dieses pseudo Bedürfnis bis zu einem gewissen Grad einzuimpfen.

Apple hat seinem Produkt, abseits von Faktoren wie, vernünftiger Verarbeitung, einem einfach zu bedienenden Betriebssystem ein gewisses ­Livestyleattribut hinzugefügt. Viele können den ganz großen Hype um die Produkte aus Cupertino nicht nachvollziehen, ich allerdings schon, weil ich ihm Selbst erlegen war.

Dass man sich mit anderen vergleicht oder misst, ist eine natürliche Verhaltensweise. Wir lernen als Kinder durch Imitieren und der Wettstreit mit anderen ist auch so alt wie die Menschheit an sich. Aber Neid ist an der Stelle wirklich eine Reaktion die nur Probleme verursacht. Wir sollten viel mehr dem anderen die Freude gönnen und selbst für uns prüfen, ob wir wirklich diesen Gegenstand in unserem Leben brauchen. Ein Tipp, der auf vielen Minimalismus Blogs zu finden ist, hat mir auch schon bei vielen spontanen Kaufimpulsen geholfen. Setz einfach alles auf eine Liste für mindestens 30 Tage und schau danach, ob du immer noch so verrückt nach diesem Gegenstand bist. In den meisten Fällen hat sich diese Kauflust dann umgewandelt in ein nice to have.

Wie reagiert Ihr in so einer Situation? Was ist eure Lösungsweg. Und an alle Minimalisten: Hand aufs Herz, Ihr kennt dieses Gefühl ab und zu auch.

12 Kommentare

  1. Klar kenn ich dieses Gefühl!!! Mittlerweile fühle ich mich total „abgehängt“ weil ich kein Smartphone habe und ich es – auch beruflich – inzwischen sogar sinnvoll finde, sowas zu benutzen. Beim iPad gings mir ähnlich. Tolles Ding, tolles Design, total praktisch. Und wenn ich dem „Habenwill“-Impuls nachgegeben hätte, hätte ich es schon längst. Überlege aber schon seit gut einem halben Jahr. Denn wie du schon sagst: Ein Laptop kann das auch. Und ein Smartphone sowieso.

    Das ist also mein Trick: Auf eine Einkaufsliste setzen und abwarten. Eine 30 Tage Regel habe ich nicht, denn ich glaube, dass man nach 30 Tagen immer noch nicht vor diesen „habenwill“-Impulsen gefeit ist 😀 Ich erforsche ziemlich lange, woher dieses Gefühl kommt. Und mit „lange“ meine ich ca. 1 oder länger, wie z.B. bei meinem E-Book Reader …*seufz*

  2. Stefan

    Dieses Gefühl kenne ich auch (noch), doch es hat sich in den letzten Monaten sehr zurück entwickelt. Mittlerweile kann ich diese Menschen nur noch belächeln, die sich neue überflüssige Technik kaufen. Etwa ein Tablet oder ein Fernseher. Smartphone & Notebook besitze ich selber, selbst einen Kindle. Aber alle drei Gegenstände benutze ich auch und tragen zu einem Erhalt an Lebensqualität bei. Im Gegensatz zur häufigen Aussage verzichte ich dabei auf nichts, sondern ich will es einfach nicht – und das ist gut so.

    • Hier kommt wieder zu tragen, dass Minimalismus eine ziemlich individuelle Sache ist. Und man soll sich auch nicht von Dingen trennen, weil man sich vorgenommen hat 100 Gegenstände los zu werden, sondern weil man sie nicht mehr braucht oder für sich eine ganz klare Entscheidung getroffen hat.

  3. Ich schließe mich an. Jou! Ich kenne das Gefühl und finde es manchmal unglaublich nervig. Allerdings stelle ich ähnlich wie Stefan fest, es hat nachgelassen. Das iPad ist in der Tat die letzte Anschaffung gewesen, über die ich länger nachgedacht habe. Auf der einen Seite dieses lifestyle-Gefühl „Muss ich haben…“ – so ein Quatsch! Auf der anderen Seite der Gedanke zum Beispiel endlich frei von Büchern zu werden. Bzw. nicht jedes Buch kaufen zu müssen. Sei es auch bei booklooker oder rebuy. Egal! Ich will nicht immer wieder von neuem Bücher hier ansammeln und danach damit beschäftigt sein, sie wieder loszuwerden. Und dann eben auch die Ressource Papier und damit das erforderliche Holz. Nope! Also: Kindle? Oder Tablet, das auch noch was anderes kann? Wie zum Beispiel das Schreiben von BlogArtikeln oder Hörbücher hören… Nach gut einem Jahr hatte ich entschlossen, einfach mal mit Sparen anzufangen. Ohne Ehemann wäre ich vermutlich immer noch dran. 😉 Der sah das irgendwie anders. Aber egal. Jetzt ist es im Einsatz. Glücklicherweise viel. Natürlich, meinen BüchereiAusweis habe ich inzwischen auch. Und ich bin regelmäßig da, eingedeckt mit Stapeln von Büchern (Kinderbücher, Vorlesebücher, Bilderbücher, Romane, wertvolle andere Literatur…)… dennoch bin ich froh, auch wieder abends im Bett lesen zu können…

    • Bei so einem langen Entscheidungsprozess und so einer Spar Phase kann man ja auch nicht mehr von einem spontanen Kauf reden. Und wenn man für sich die Entscheidung getroffen hat, dass man dieses Gerät braucht und es sinnvoll ist, spricht auch nichts dagegen.

  4. M21

    Bei mir ist es momentan genau umgekehrt:

    Ich beneide die Menschen, die noch besser Loslassen können als ich, sich einfacher und schneller von Dingen (und schlechten Gewohnheiten) trennen.

    Denn seit ich bspw. mein Geschäftshandy habe, weiß ich eines:
    Mein Leben war in diesem Punkt vorher definitiv nicht schlechter…

  5. marie

    Ich sehe es mittlerweile mit Humor. Wenn mich wieder so ein kleiner Quälgeist namens Wunsch überfällt und mir in den Ohren liegt, sage ich ihm, dass er ein Angeber und Wichtigtuer ist und ich mich erst mit ihm beschäftige, wenn er nicht mehr drängelt. Hilfreich ist es auch, wenn man Vor- und Nachteile der Wunscherfüllung aufschreibt. Wenn ich mich genügend distanziert habe, entscheide ich. Meine Erfahrung: 80% der Wünsche haben sich einfach in Luft aufgelöst, die restlichen 20% erfülle ich mir und habe auch wirklich lange Freude daran. So lernt man auch, was einem wirklich wichtig ist. Meine wirklich auserwählten Wünsche sind immer Dinge, mit denen ich etwas „machen“ kann, die mir etwas ermöglichen, was ich gerne tue.

  6. Ja, dieses Gefühl kenne ich sogar sehr gut. Meine Lösung ist einfach, funktioniert aber nicht für jeden. Bei mir funktioniert nämlich vieles über den Faktor Geld.

    Immer wenn mein Hirn anfängt nach einem neuen Produkt zu schreien, fange ich an Geld dafür zur Seite zu legen. Bei großen Summen (ipad, iphone, imac, macbook air, apple tv… ähh, ich bin dem Wahn übrigens auch erlegen) überweise ich mir monatlich z.B. 50 Euro auf ein extra Konto, bei kleineren Dingen bis 100 Euro packe ich ganz klassisch Geld in eine Spardose und klebe vielleicht noch ein Bild von dem Ding was ich da haben will auf die Spardose.

    Das Ergebnis: Von 100 Dingen, die ich unbedingt sofort kaufen will, merke ich spätestens nach 2-3 Monaten sparen, dass mir das Ding gar nicht so viel Wert ist und ich kaufe nur 1 oder 2 davon. Kritiker sagen dann oft: „Aber man muss sich auch mal was gönnen! Man kann doch nicht immer auf alles sparen! Man muss auch im Hier und Jetzt leben! Wer weiß, ob du morgen noch lebst! (mein Favorit in dieser Kategorie übrigens).“

    Ja, man muss sich auch mal spontan eine Freude gönnen! Ein Eis im Sommmer, spontan raus in die Natur, Spontan mit einem Freund treffen… Die Liste ist lang! Mein Gegenargument als bekennender Apple User: Man kann auch spontan das Leben genießen, ohne sich spontan das neue ipad zu kaufen!

    Aber weg von apple! Dieses Gefühl von „Will ich jetzt haben. Jetzt! Sofort! Sonst werd ich heute nicht mehr glücklich“. Das kennen wir wirklich alle. Das hat das Marketing geschafft! Aber man ist nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt Strategien. Man muss nur seine eigene finden. Eine Maßanfertigung halt. Bei mir war es das Geld! Und es funktioniert.

    Danke für den Beitrag! Ich glaube dieses beschriebene Gefühl ist ein ganz roßer wichtiger Teil auf einem Weg zu einem einfachen und glücklichen Leben!

  7. Nö. Marketing hat das nicht geschafft!
    Sag ich als Werbetexterin 🙂
    Je weniger Technik, desto weniger technische Probleme.
    Ich will den ganzen Schnick-Schnack nicht haben. Und: es geht mir prima 🙂
    Liebe Grüße vom Balkon von Tanja

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