Kommentare 4

Kulturflaterate Paywall & Zugangsbarrieren

Das freie Internet, ist seit langem nicht mehr so offen und frei, wie es mal vor langer Zeit geplant war. Ging es am Anfang um den Austausch und die Kommunikation, sind in den letzten Jahren immer mehr Barrieren hochgezogen worden. Für alle, die tiefer in dieses Thema einstiegen wollen empfehle ich an der Stelle Blogs wie Netzpolitik und Vorträge von den re:publica Konferenzen der letzen Jahre.Wenn wir uns damit auseinandersetzen, wie wir weniger Erzeugnisse nutzen können, die aus Papier, Pappe oder Silberscheiben bestehen sondern in Nullen und Einsen über unseren Bildschirm flimmern, kommen wir am Thema Barrieren leider nicht vorbei.

Alle wollen noch ein Stück vom Kuchen ab haben egal ob GEMA, Verlage oder die Presse. Das Internet ist keinesfalls ein rechtsfreier Ort und die Pressestimmen über Abmahnwellen sorgen immer wieder für Diskussionen. Ich bin der Überzeugung, dass man für eine gute Arbeit, egal ob ein Musikwerk einen gut recherchierten Text oder einen tollen Film einen angemessenen Preis zahlen sollte. Wie hoch dieser Preis wirklich sein muss, darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein.

Das Internet hat immer wieder Wege aufgezeigt kostenfrei Musik, Filme, Videos und Bücher zu konsumieren, die eigentlich kostenpflichtig sind. Daher wird es Zeit für Verlage, Presse und die Musik und Filmindustrie sich nach neuen Modellen umzusehen. Apple hat es zum Beispiel geschafft digitale Musik billiger und einfacher verfügbarer zu machen. Dienste wie Watchever und Maxdome bieten “Flatrates” für Filme und Serien und über die on-leihe und andere Dienstleister wie skoobe ist es möglich ebooks im Monatsabo auszuleihen. Streamingdienste wie Spotify und Netflix spielen in derselben Liga. Für 5-10 Euro im Monat bekommt man Zugriff auf eine sehr große und aktuelle Anzahl der jeweiligen Medien. Auch wenn einige der Dienst einen Teilbereich abdecken gibt es noch nicht den einen, der alles abdeckt. Dieser “eine” Dienst wird im Netz immer wieder als Kulturflatrate bezeichnet und wäre für viele eine ideale Lösung für einen gewissen Betrag einen uneingeschränkten Zugriff zu erhalten.

Leider scheitert diese Kulturflat an den Barrieren vieler Konzerne und einer extrem komplexen Rechtslage. Viele Bands haben zum Beispiel begriffen, dass sie von den 1-2 Euro pro CD nicht mehr leben können, und konzentrieren sich wieder viel mehr auf tolle Gigs und live Auftritte. Unvergleichliche authentische Momente zu schaffen ist viel toller als nur eine CD zu hören. Als Blogger weiß ich, wie viel Zeit in die Pflege einer Website und die Social Media Kanälen fließen kann. Hosting, Wartung, wie bediene ich welchen Kanal, sind nur einige der Aufgaben denen man sich stellen muss. Dazu kommt dann noch die Recherche und das eigentliche schreiben und layouten des Artikels. Deswegen bin ich gerne bereit für eine gedruckte oder digitale komplette Ausgabe einer Zeitung oder eines Magazins Geld zu bezahlen. Allerdings stößt mir das Konzept der Paywalls immer mehr negativ auf. Es werden Häppchen präsentiert und nach x Artikeln wird dann gesagt, oh, es tut uns leid, das war es für diesen Monat, bezahl bitte oder komm nächsten Monat vorbei. Dieses Konzept dient bestimmt der Refinanzierung aber ist es wirklich das einzig gangbare? Ich bin einfach nur genervt von Popups die mich nötigen eine Facebook Seite zu liken und Cookies die mich über Seiten hinweg verfolgen. Liebe Press, Alternativen bitte!

Wie wäre denn ein Zugriff auf 100 Artikel aus beliebigen Magazinen für einen Betrag x? Mal mag ich das Feuilleton der Süddeutschen dann einen Spiegel Artikel dann wieder ein Randthema im Focus, dann den Leitartikel der FAZ. Schließt euch doch mehr zusammen. Man sieht an Amazon Kindle, Apple iTunes und Co, dass es sinnvoll ist Angebote von diversen Labels und Verlagen zu bündeln, diese auf einfachste Weise verfügbar zu machen und einen fairen Preis dafür zahlen zu müssen. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwierig es ist, alle Beteiligten unter ein Dach zu bekommen, aber umdenken ist angesagt. Kommt zurück an den Punkt, den jeder Berater im Einzelhandel verinnerlicht hat. Der Kunde ist König und dessen Bedürfnisse und Gewohnheiten bilden die Basis für das Angebot.

Zum Schluss bleibt noch die Frage wie man Flatrates generell bewerten sollte. Sie schaffen immer eine Barriere, die trennen zwischen, du bist dabei und du nicht, ganz radikal, direkt und gnadenlos. Wir haben schon genug Barrieren in unsere Gesellschaft die Zugänge beschränken, daher sollte diese Frage auch in der Öffentlichkeit breiter diskutiert werden. Wie sind eure Meinungen zu Paywalls, Barrieren und zur Kulturflatrate?

4 Kommentare

  1. Pia

    Hallo Michael,

    Das hast du ein Thema angeschnitten, über das ich mich schon oft aufgeregt habt. Aus Sicht beider Seiten.
    In Zeitungsredaktionen, die auch ein Onlineportal haben (soll ja noch welche geben, die darauf verzichten) ist das ein Dauerstreitthema. Alle schimpfen sie auf die Leser, die alles umsonst haben wollen, und pumpen weiter ihre Leitartikel kostenlos ins Netz, weil sie auf die Klicks und die Anzeigenerlöse nicht verzichten wollen. Deshalb trauen sich auch nur so wenige Zeitungen an eine Paywall heran. So ist es wahrscheinlich auch bei Musikern: Mann will ja gehört werden und hat Angst, dass die Leute sich von einem abwenden, wenn man Geld für seine Leistungen verlangt. Aber man kann wirklich nicht erwarten, dass alle Leser oder Hörer dazu bereit sind, plötzlich Geld für etwas auszugeben, das sie jahrelang umsonst bekommen haben.
    Dann ist da das Problem, dass viele Künstler (Kunstschaffende im weitesten Sinne) noch immer viel zu idealistisch denken: Dass jemand ihren Namen kennt und ihr Lied gehört, ihren Text gelesen oder ihr Bild bestaunt hat, reicht vielen als Belohnung. Wer sich selber so schlecht verkauft, kann natürlich nicht erwarten, dass auf einmal jemand um die Ecke kommt und ihn großzügig bezahlt.
    Paywalls finde ich Ok. Wer früher eine Zeitung gekauft hat oder ein Buch oder ein Musikalbum, hat beim Bezahlen an der Kasse auch eine Paywall vorgefunden. Wenn ein Metzger eine neue Wurst im Angebot hat, steht da meistens ein Teller mit Probierhappen. Eine ganze Wurst bekommt man aber erst, wenn man sie kauft. Eigentlich ist das dasselbe, nur wurden die Internetuser eben jahrelang umsonst mit Wurst gefüttert und sehen es jetzt nicht ein, dafür bezahlen zu sollen.
    Ich würde allerdings nie ein Abo für irgendetwas abschließen, vielleicht noch für einen Musik- oder Filmstreaming-Dienst. Weil mich nicht alles, was ich dort bekomme, interessiert. Deshalb kaufe ich auch selten Zeitschriften: Darin sind vielleicht drei Artikel, die ich wirklich lesen möchte. Den Rest werfe ich ungelesen weg. Deshalb finde ich es sinnvoller, wenn man einzelne Artikel hinter eine Paywall stellt, also vor dem Lesen dafür ein paar Cent verlangt. So wie es iTunes eingeführt hat. Und wenn man 10 Lieder oder Texte kauft, bekommt man einen umsonst. So wie beim Bäcker.
    Als Konsument bin ich gerne dafür bereit, für gute Texte, Bilder (Fotolia) oder Musik Geld zu bezahlen. Ich kann es aber auch verstehen, dass viele Käufer es nur schwer einschätzen können, welcher Preis dafür angemessen ist. Bei Fotolia gibt es Bilder, die kosten in einer bestimmten Auflösung 100 Credits, andere nur 8. Hat der 100-Credits-Typ sich mehr angestrengt? Ist das Bild qualitativ hochwertiger als das andere? Bei Büchern ist es dasselbe, und auch bei anderen Texten oder Liedern. Das hinterfragen die Leute. Nicht zuletzt deshalb, weil viele Produzenten beispielsweise von Klamotten ihre Sachen für ein paar Cent in einem Dritte-Welt-Land fertigen lassen und dann hier 50 Euro für ein T-Shirt verlangen, was ja in zig Hinsichten unmoralisch ist.
    So, genug ausgekotzt 😉

    Wünsche dir noch ein schönes Wochenende!
    Pia

  2. Tobias

    Ich hatte früher diverse Flatrates,.
    Am Ende haben mich keine davon als Kunde halten können. Das Angebot war nie vollständig, oder es mangelte an Qualität/Verfügbarkeit.

    Aktuell konsumiere ich ausschließlich Streamingportale. Die Auswahl ist gigantisch, alles in guter Qualität verfügbar und durch die geschaltete Werbung „kostenlos“. Diese lässt sich bekanntlich durch einen Werbeblocker leicht umgehen.

    Bei guten Filmen gehe ich gerne ins Kino und bei guter Musik besuche ich die Bands auf Ihren Konzerten. Von physischem oder selbst digitalem Besitz habe ich mich weitestgehend verabschiedet. Ein Kauf kommt für mich nie in Frage. Falls etwas mal nicht vorhanden ist und ich es unbedingt haben will, leihe ich es mir aus.

    Bei diversen Projekten habe ich bisher einen Spendenbeitrag geleistet. Für mich auch ein gelungenes Modell der finanzierung.

  3. Kulturflatrate – das klingt zunächst erst einmal richtig. Der Begriff Kultur ist aber so weit gefächert, dass ich fürchte, viel Gutes käme dabei nicht rum. Wer soll denn das eingesammelte Geld wie verteilen? Geht das dann nach Klickraten? Könnte man dann ja verkaufen nach dem Motto – je populärer eine Seite, desto mehr Förderung. Andererseits wissen wir doch alle, dass die Anzahl der Klicks auf einer Seite immer auch eine Frage des Budgets ist. Große Verlage könnten sich so einen großen Teil der Kulturflarate sichern.
    Ein Gremium, das die Kohle verteilt macht die Sache auch nicht viel besser. Wer würde da wohl drin sitzen und entscheiden, wer was bekommt? Am fairsten scheint mir immer noch eine Lösung, die mit Micro-Paymenent arbeitet. Gibt ja schon erste Ansätze dazu, sh. Flatr, oder LaterPay (https://web.laterpay.net/)

Schreibe einen Kommentar zu Tobias Antworten abbrechen