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Ruhe kommt von innen

Die letzten Wochen habe ich schlecht geschlafen. Ich konnte weder früh einschlafen noch konnte ich durchschlafen. Ich lag zwischen 1 und 3 oft mehr wie eine Stunde wach.

Heute Morgen, musste ich dann um 4:00 aufstehen, um den ersten Flieger zu erwischen. Ich habe keinerlei Handgepäck mit in den Flieger genommen und nur meinen Hausschlüssel, Ausweis, mein Handy, Bargeld und meine Boardcard. Ich habe vor dem Start die Augen geschlossen und erst, wie ich nach einem Getränk gefragt wurde, diese wieder geöffnet. Über den Wolken kam mir dann ein einfacher Gedanke.

Die Ruhe, die ich suche, ist in mir.

Ich bin gestresst. Der Arbeitsalltag, dazu noch der Blog, Vorbereitungen für weitere Projekte, Treffen mit Freunden und Trauerarbeit. Es schwirrt so viel in meinem Kopf herum, das ich keine Ruhe finde.
Die 15 Minuten zwischen Start und erstem Kontakt mit der Flugbegleiterin heute Morgen haben mir gezeigt, dass es ganz einfach ist, wieder für einen Moment zu sich zu kommen. Man schließt einfach die Augen, lässt den Atem natürlich fließen und spürt seinen Körper im Hier und Jetzt. Keine große Meditation, kein autogenes Training, einfach nur da sein.

Ich habe in den letzten Wochen fast zwanghaft versucht, mir die Ruhe von außen zu holen. Indem ich abends noch 1-2 Filme geschaut habe, mit Hörbüchern eingeschlafen bin, oder kurz davor war, Schlaftabletten zu nehmen, um mal wieder eine Nacht durchzuschlafen. Der Blick in den Beipackzettel hat mir aber so viel Angst eingejagt, dass ich bis jetzt nur eine Tablette genommen habe.

Manchmal geht man einfach einen Umweg, um ans Ziel zu kommen. Man sieht die Dinge aus einem falschen Blickwinkel. Mir hat es geholfen, heute Morgen im Flieger einmal keine Ablenkung zu haben. Vielleicht hilf euch dieser Ansatz und diese kleine, einfache Übung auch weiter.

Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Gedanken dazu teilt. Wie geht ihr mit Stress um. Was hat euch bei Schlafproblemen geholfen?

(Dieser Artikel entstand am 15.4 auf dem Weg von Köln nach München im Flieger)

27 Kommentare

  1. Hallo. Sehr gute Einsicht. Ich bin Leidensgenosse. Die Unruhe ist ein ständiger Begleiter. Sie verliert aber ihre Zähne, wenn ich mich nicht auf sie konzentriere.

    Die Ruhe kommt, wenn man aufhört gegen das zu wehren was ist. Wenn ich in der Nacht wach liege lese ich halt ein paar Seiten. Oder ich fühle einfach, was gerade da ist. Das kann dann sehr ruhig werden. Schließlich sind Nächte etwas magisches, wenn man sich drauf einlässt und nicht an den nächsten Tag ist und wie müde man sein wird.

    Die Unruhe ebt dann irgendwann ab.

    Ich wünsche Dir, dass Dich die Ruhe in Dir immer und immer wieder findest.

    • Moin zusammen!

      Ich finde den Ansatz von Robert sehr nachvollziehbar. Wenn ich diese Einschlafschwierigkeiten hatte, habe ich auch oft versuch mich zum Einschlafen zu „zwingen“, was natürlich absolut nicht funktioniert hat.

      In den einschlägigen Magazinen stehen dann Ratschläge wie z.B. „kaufen Sie eine hochwertige Matratze“ und „lüften Sie ausreichend“. Hey, vor zwanzig Jahren habe ich beim Rockkonzert auf der Box gepennt. An der Matratze liegt es dann wohl kaum.

      Allerdings war damals mein Leben, meine Psyche und meine gesamte Gefühlswelt viel unbeschwerter. Und das ist m.E. der Schlüssel zur inneren Ruhe und dem entsprechenden Schlaf.

      Ich bin schließlich bei der Progressiven Muskelentspannung (Jacobsen) gelandet. Schnell, einfach und effektiv.

      Beste Grüße
      Axel

      • Danke Axel für den Tipp. Ich kenne bis jetzt nur das autogene Training, möchte aber auch andere Methoden wie deine, oder auch MBSR kennenlernen. Mir hilft den Tag über auch Qigong, eine tolle Mischung aus Bewegung und zur Ruhe kommen

  2. Hallo Michael,
    Schlafprobleme bedeuten für mich immer: Projekte streichen. Schlafprobleme sind ein eindeutiges Zeichen, dass ich mir zu viel aufgebürdet habe. Das Problem ist, dass wir uns vor der Leere, vor der Ruhe, fürchten. Wir fürchten dann, nutzlos zu sein. Nur wenn die Listen lang und die Aufgaben zahlreich sind, fühlen wir uns nützlich. Und nur wenn wir uns nützlich fühlen, glauben wir auch wertvoll zu sein. Die Fülle unserer Tage gibt uns Bedeutung – glauben wir. Ist aber nicht so. Das Gegenteil ist der Fall: Wir brauchen mehr Ruhe in unserem Alltag. Denn wir brauchen mehr Platz für Leichtigkeit und Unbeschwertheit im täglichen Leben. Nicht die Fülle der Aufgaben und Gegenstände gibt uns Bedeutung. Die Leere lässt uns erahnen, wie leicht und unbeschwert das Leben sein kann. Live Light – it’s YOUR life.
    Beste Grüße, Sandra

    • Hallo Sandra, du hast bestimmt recht, dass es auch daran liegt, dass man an zu vielen Projekten arbeitet. Bei mir ist es einfach so, dass ich es liebe neue Dinge zu entdecken. Ich würde gerne ein Hörbuch einsprechen, etwas an meiner Stimme als Sprecher verbessern, neue Entspannungsmethoden kennenlernen, Sport in den Alltag integrieren, über Ernährung und Abnehmen schreiben, noch präsenter auf Stammtischen sein, und dann kommt auf einmal wieder die Erkenntnis, dass der Tag doch nur 24h hat und ich davon ca 8h schlafen sollte.
      Du hast recht mit dem reduzieren, es fällt mir aber alles andere als leicht.

      Lg Michael

    • Hallo Tobias,

      das ist eine gute Frage! Vielleicht sollte ich das einmal prüfen lassen. Hast du auch Positive Erfahrungen mit Vitamin B12 gemacht, das wird ja meistens als „Wunderwaffe“ gesehen. Vielleicht gibt es ja auch natürliche Quellen um dieses Vitamin zuzuführen? Hast du dort Tipps?

      • Lass doch ggf. deine Blutwerte überprüfen! Vitamin D Mangel kann man auf jeden Fall so feststellen, bei B12 weiß ich es nicht genau.
        Wobei man immer bisschen vorsichtig sein muss, ich bin überzeugt, dass uns der Vitamin D Mangel auch von der Pharmaindustrie bewusst eingeredet wird und nicht wirklich alle Leute einen haben.
        Liebe Grüße
        Nanne

      • Tobias

        Hi Michael,

        der natürliche Weg bei Vitamin D ist „ab in die Sonne“. Jeder Vitaminmangel hat seine Auswirkungen. Lass dir doch beim nächsten Arztbesuch dein Blut untersuchen, dann hast du Gewissheit.

  3. Hallo Michael,

    mir helfen Balkon und Gehmeditation statt Filme vorm Schlafengehen. Kenne die Flucht in Filme nämlich auch. Immer noch mehr draufknallen als mal nix zu tun. Einfach mal gar nix. Gerade die Zeit von 1-3 scheint die zu sein, wo es rattert wenn Unerledigtes noch bearbeitet werden will. Kurz eingeschlafen und dann bin ich wieder topfit und morgens gerädert. Schiebe es auf die Wechseljahre. Gerade in besonderen Lebenssituationen, die uns aus dem Konzept bringen.

    Liebe Grüße – Tanja

  4. Caro

    Toller Blog!

    Habe mich bei dem „kleinen“ Handgepäck in Flieger wieder erkannt. Ich war erst letztes Wochenende unterwegs und in meiner Handtasche waren nur das nötigste und auch bei der Kleidung achte ich darauf, dass ich keine Stiefel oder Gürtel an habe, damit geht es recht flott an der Sicherheitskontrolle.
    Minimialistisch lebe ich nicht, aber ich merke, dass mir Konsum und Besitz immer unwichtiger wird.

    Zu Schlafstörungen kann ich leider nicht viel sagen, ich leide selbst darunter und komme oft, wie gerädert auf die Arbeit.

    Viele Grüße,
    Caro

    • Hallo Carl, schön, dass du dich mit dem Handgepäck wieder erkennst. Das loslösen von Konsum und Besitz würde ich allerdings wirklich mit Minimalismus in Verbindung bringen. Ich finde, man muss ja auch nicht in jeder Disziplin top sein. Der Weg ist das Ziel. Danke für das Lob! Michael

  5. Lilian

    Ich kann Axel nur zustimmen, ich hab manchmal das Gefühl das ich am besten schlafe wenn ich nicht in einen Bett liege sondern eben z.B. Beim Festival hinter der Bühne auf einer Bank oder bei Freunden auf einer Couch aber das liegt einfach daran das man nicht viel nachdenkt über morgen und die Zukunft und die ganzen Sorgen die man hat (sich selbst macht). Ich versuche diese Einstellung mir regelmäßig ins Gedächtnis zu rufen und einfach mal tief durchzuatmen. Egal wo ich gerade bin. Einfach mehr Leichtigkeit und Freude über viele kleine Dinge im Alltag in mein leben zu lassen. Mir hilft es ungemein und mein Umfeld merkt es auch. Es ist immer wieder verwunderlich wie stark ein Lächeln am morgen bei der Arbeit die Stimmung beeinflussen kann.
    Ich glaube bez. des Handgepäcks da muss ich noch ein bisschen dezimieren, ich schaff es zwar auf eine Party zu gehen ohne Handtasche aber irgendwohin zu fliegen ist dann doch noch mal was anderes 😉
    Freue mich schon auf weitere Artikel von dir und ich Drücke die gerne mein Beileid aus zu deinem Verlust. Ich hoffe du nimmst dir die nötige zeit um es zu verarbeiten und hast Freunde und Familie die dir in dieser zeit beistehen.
    Liebe Grüße
    Lilian

    P.S. Von Köln nach München zu fliegen ist nicht wirklich die beste Art zu reisen, zumindest nicht meiner Ansicht nach. [ da kommt der Öko wieder bei mir durch 😉 ]

    • Danke Lilian für deine Anteilnahme und dein Lob, mit dem Fliegen hast du natürlich recht. Ich hatte sogar versucht vom Flieger auf die Schiene zu wechseln, dies war aus Kostengründen leider nicht möglich. Ich werde mal schauen, was ich in der Zukunft ändern kann, wenn ich mir privat eine BahnCard 50 zulege, wird die Firma bestimmt gerne auf den Vorschlag zurück kommen, wenn sie dadurch Geld spart. Ich werde mir die zeit nehmen, die letzten Wochen ist das wahrscheinlich zu kurz gekommen und ich habe mich in Termine und Projekte gestürzt.
      Liebe Grüße
      Michael

  6. Ich nehme ein Buch zur Hand und schlafe nach wenigen Zeilen ein. Das ist einfach ein perfektes Einschlafmittel für mich!

    Vor einigen Wochen konnte ich auch ganz schlecht durchschlafen. Meist hat das mit inneren Anspannungen oder Stress zu tun.

    Du hast derzeit glaube ich einiges zu verdauen soviel ich mitbekommen habe. Vielleicht kommt es auch davon.

    lg
    Maria

    • Ich werde es auch mal wieder mit einem Buch probieren, das ist eine gute Idee. Hörbücher und Filme funktionieren irgendwie nicht.
      Ja, ich denke es liegt auch daran, was ich zu verdauen habe. Mein Vater ist viel zu früh mit 61 durch eine Krebserkrankung gestorben. Ich vermisse ihn sehr.
      Lg Michael

  7. Martin

    Lieber Michael
    Ich bin nicht Psychologe, aber wenn ich Fälle in meinem nahen Umfeld betrachte, dass könntest du nahe an einem Burnout sein. Vielleicht täte es gut, mal mit einer Fachperson darüber zu sprechen.

    Ich hab mal gehört oder gelesen: «Man kann zehn Dinge gut machen, dann kommt ein elftes dazu und kein dann einziges der elf mehr richtig.»

    Ich glaube, du lebst zwar in Vielem minimalistisch, aber du gehst nicht haushälterisch mit deinen Kräften um (der Schlafmangel ist ein untrügliches Zeichen dafür).

    Martin

  8. Martin

    Lieber Michael
    Ich bin nicht Psychologe, aber wenn ich Fälle in meinem nahen Umfeld betrachte, dann könntest du nahe an einem Burnout sein. Vielleicht täte es gut, mal mit einer Fachperson darüber zu sprechen.

    Ich hab mal gehört oder gelesen: «Man kann zehn Dinge gut machen, dann kommt ein elftes dazu und kein einziges der elf Dinge geht mehr richtig.»

    Ich glaube, du lebst zwar in vielem minimalistisch, aber du gehst nicht haushälterisch mit deinen Kräften um (der Schlafmangel ist ein untrügliches Zeichen dafür).

    Martin

  9. Unruhe scheint bei all den medialen Einflüssen heutzutage kaum noch vermeidbar zu sein. Mir hilft es seit einiger Zeit, dass ich bereits recht früh aufstehe und erst einmal meditiere, in Ruhe etwas lese und anschließend etwas Sport mache. Es heißt ja, die erste Stunde entscheidet über den Tag. Daher versuche ich, die erste Stunde so angenehm und ruhig wie möglich zu machen. Seitdem bin ich nur noch selten gestresst und über den gesamten Tag sehr produktiv.

  10. Mir hilft privates Tagebuch schreiben, nur für mich alleine. Ich kann mit Meditation alleine nicht so viel anfangen. IM Yogakurs fünf Minuten am Ende geht es, aber zuhause setzt ich mich nicht hin. Ich schreibe morgens oder nachmittags oder abends alles auf, was mir durch den Kopf geht. Die Sachen, die mich belasten tauchen dann automatisch auf.

    Außerdem finde ich eine sinnvolle Abendroutine wichtig. Wann schläfst du gut? Was war davor?
    Ich kann z.B. nicht gut einschlafen, wenn ich abends vorher telefoniert habe oder eine Verabredung hatte. Danach brauche ich mindestens 90 Minuten um wieder zur Ruhe zu kommen. Das heißt für mich auch – so was gibt es nur ein, max. zweimal die Woche. Oder ich versuche mich so zu verabreden, dass ich um acht Uhr wieder zu Hause bin (was nur möglich ist, bei entsprechenden Arbeitszeiten).
    Fernsehen und Hörbücher halten mich übrigens ebenso wach. Fernsehen schalte ich möglichst mindestens eine Stunde bevor ich ins Bett gehe aus. Der Körper und Geist benötigt Ruhe, um zur Ruhe zu kommen.
    Bist du überhaupt müde, wenn du ins Bett gehst?
    Wenn ich nachts mal wach liegen sollte, weiß ich: So schnell schlafe ich nicht ein. Dass man dann auch viele Angst und sorgenvolle Gedanken hat, ist normal. Ich stehe dann auf und lese, solange bis ich wirklich wieder müde bin.
    Mein Trick/Tipp ist wirklich für Ruhe zu sorgen, damit der Körper und der Geist zur Ruhe kommen kann. Und ja, es fällt mir manchmal auch schwer, aber ich kriege sonst einfach nicht genug Schlaf.
    LG Nanne

  11. Lieber Michael

    Was bei mir wirklich gut zum Einschlafen und Wiedereinschlafen funktioniert, sind Alpha-Wellen. Ich habe darüber jüngst einen Beitrag geschrieben: http://fraumomosminimalismus.ch/muehelos-zum-alphatierchen/.

    Und für mich hat Minimalismus auch etwas mit dem Minimieren meiner ambitionierten Pläne zu tun. Weniger ist mehr – das gilt auch hier.

    Vielleicht ein Thema für das Minimalismus-Treffen? Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen unter Unruhe leiden, die ja auch ein „Zuviel“ darstellt.

    Herzlich, die Frau Momo (Barbara)

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